Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls (androgenetische Alopezie)
Diese vererbbare Form des Haarausfalls beruht auf einer Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber Androgenen (männlichen Sexualhormonen). Man findet diesen Haarausfall bei Männern und Frauen. Für die medikamentösen Therapien der androgenetischen Alopezie gilt, dass sie nur so lange wirken, wie sie durchgeführt werden. Ein Therapieabbruch führt wieder zu vermehrtem Haarausfall. Daher sollte bei der Auswahl der Therapieform auf eine gute Verträglichkeit geachtet werden.
Was passiert an der Haarwurzel?
Bei einer androgenetischen Alopezie reagieren die Haarwurzeln sehr empfindlich auf Dihydrotestosteron (DHT), das in der Haarwurzel als Abbauprodukt des Testosterons entsteht. DHT schädigt die Haarwurzeln, sie beginnen zu schrumpfen und sterben schließlich ab. Ein wichtiger Therapieansatz besteht darin, die Bildung des haarwurzelschädigenden DHT zu hemmen. Bestimmte Wirkstoffe können lokal auf die Kopfhaut aufgebracht werden und dort an Ort und Stelle wirken. Andere Medikamente stehen in Tablettenform zur Verfügung und wirken somit systemisch, d. h. über die Einnahme des Wirkstoffs.
Therapie mit Alfatradiol
Alfatradiol (Pantostin®), apothekenpflichtig
Die Alfatradiol-haltige Lösung wird lokal durch Auftragen auf die Kopfhaut angewendet. Der Wirkstoff Alfatradiol, hemmt das Enzym, welches Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Dadurch wird weniger haarwurzelschädigendes DHT gebildet. So bekämpft Pantostin® die fortschreitende Rückbildung bestehender Haarwurzeln – der Haarausfall kann deutlich gemindert werden. Alfatradiol hat keine hormonelle Wirkung auf den Organismus und kann deshalb von Männern und Frauen angewendet werden.
Der Behandlungserfolg tritt frühestens nach 1 Monat auf.
Finasterid – verschreibungspflichtig (zur Behandlung der androgenetischen Alopezie beim Mann)
Finasterid wird oral eingenommen und bewirkt, dass sich weniger DHT aus Testosteron bilden kann. Da Finasterid eine Wirkung auf den Hormonhaushalt des Körpers hat, ist mit der Einnahme dieses Wirkstoffs gelegentlich unter anderem auch eine Beeinträchtigung des Sexuallebens und der Sexualfunktionen möglich. Für Frauen ist Finasterid nicht zugelassen.
Weiterer Wirkstoff zur Behandlung der androgenetischen Alopezie: Minoxidil
Wirkt nicht auf die Bildung von DHT, apothekenpflichtig
Die Anwendung von Minoxidil kann zu einer Neubildung von Blutgefäßen im Bereich des Haarfollikels und dadurch möglicherweise zur Reaktivierung der Haarwurzel führen und somit dem anlagebedingten Haarausfall entgegenwirken. Derartige Zusammenhänge konnten bisher jedoch nicht eindeutig belegt werden. In seltenen Fällen werden durch Minoxidil eine Erniedrigung des Blutdrucks, Schwindel und Kopfschmerzen hervorgerufen. Vorsicht bei bestehenden Herzerkrankungen und Herzrhythmusstörungen! Bei Frauen kann es zu einer Zunahme der Behaarung im Gesicht kommen.
Antiandrogene – verschreibungspflichtig (zur Behandlung der androgenetischen Alopezie bei der Frau)
Hormonpräparate mit antiandrogen wirkenden Gestagenen, also solchen Hormonen, die dem männlichen Sexualhormon Testosteron entgegenwirken, haben bei bestimmten Formen der androgenetischen Alopezie der Frau (Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen) einen Nutzen. Antiandrogene blockieren die Bindungsstellen der Androgene an der Haarwurzel, so dass die Androgene ihre ungünstigen Eigenschaften (Haarausfall) nicht entfalten können. Vorab sollte jedoch eine Hormonspiegelanalyse durchgeführt werden. Eine Beurteilung, ob es hierdurch zu einem Stopp des Haarausfalls kommt, ist in der Regel erst nach 3-6 Monaten möglich. Das Nebenwirkungsspektrum (Müdigkeit, Leistungsabfall, verminderte Libido, etc.) erfordert eine genaue Therapieüberwachung.