Haarausfall erkennen: Diagnose bei Alopezie

Wir alle verlieren täglich Haare. Daher ist es schwer zu erkennen, wann man von dem alltäglichen und natürlichen Haarverlust spricht und wann es sich um einen „echten“, also vermehrten Haarausfall (auch Effluvium genannt) handelt. Erste Anzeichen für Haarausfall sind eine vermehrte Anzahl von Haaren in der Bürste, im Abflusssieb der Dusche, auf den Badezimmerfliesen oder dem Kopfkissen. In der Regel gilt, dass bis zu hundert ausgefallene Haare am Tag kein Grund zur Sorge sind. Diese Anzahl ist dem natürlichen Haarwechsel geschuldet. Werden es aber über einen längeren Zeitraum deutlich mehr, spricht man von Haarausfall.

Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie an Haarausfall leiden, sollten Sie Ihren Haus- bzw. Hautarzt aufsuchen. Dieser kann mithilfe von verschiedenen Tests und Untersuchungen recht sicher diagnostizieren und bestimmen, an welcher Art von Haarausfall Sie leiden: dem erblich bedingten Haarausfall, dem diffusen Haarausfall oder einer anderen Art der Alopezie.

Haarausfall Diagnose: Verschiedene Tests beim Dermatologen

Für die Diagnose durch Ihren Arzt kommen je nach Ausprägung des Haarausfalls verschiedene Verfahren infrage. Diese werden sowohl bei Männern als auch bei Frauen angewendet und bieten in der Regel nur eine erste Einschätzung, ob ein Haarausfall vorliegt oder nicht:

  • Kopfhautinspektion/Haarscheitelung
  • Zupf- oder Epilationstest
  • Durchstreifen der Haare
  • Haarreibetest
  • Blutuntersuchung
  • Trichogramm
  • Trichoscan
  • Kopfhaut-Biopsie

Kopfhautinspektion/Haarscheitelung

Der Arzt untersucht Ihre Haare meist unter einer hellen Lampe. Dabei prüft er genau die Haarstruktur, die Kopfhaut und die Haardichte.

Je nach Art des Haarausfalls oder der Kopfhauterkrankung wird die Haut des gesamten Körpers untersucht und an auffälligen Stellen mit einem Auflichtmikroskop begutachtet. Auch eine Untersuchung der Körperbehaarung kann bei vielen Arten von Haarausfall erforderlich sein.

Bild-Quelle: Fachbuch Quelle: Fachbuch „Haare – Praxis der Trichologie“ von Prof. Ralph M. Trüeb, Steinkopff Verlag, Darmstadt

Zupf- oder Epilationstest

Der Arzt greift in Ihre Haare und versucht, diese mit einem sanften Ruck herauszuziehen. Dieser Versuch wird an mehreren Stellen der Kopfhaut durchgeführt, um festzustellen, wie leicht sich die Haare aus der Kopfhaut lösen.

Die Schwere des Haarausfalls lässt sich durch dieses Vorgehen grob bestimmen, jedoch nicht die Ursache des Haarausfalls. Achtung: Dieser Test dient nur als grobe Einschätzung des Ausmaßes des Haarausfalls. Der Arzt wird im Anschluss weitere Tests durchführen, um den Haarausfall genauer bestimmen zu können.

Bild-Quelle: Fachbuch Quelle: Fachbuch „Haare – Praxis der Trichologie“ von Prof. Ralph M. Trüeb, Steinkopff Verlag, Darmstadt

Durchstreifung der Haare

Mit dem Durchstreifen der Haare lassen sich vermehrte lose „Telogenhaare“ nachweisen, also solche Haare, die sich in der Ruhephase befinden und am Ende dieser Phase ausfallen. Der Arzt fasst dem Patienten mit gespreizten Fingern entgegen der Wachstumsrichtung ins Haar und führt einen langsamen Zug mit geschlossenen Fingern in Haarwuchsrichtung durch. Bleiben mehr als 5–10 Haare in den Fingern hängen, kann dies ein Hinweis auf verstärkten Haarausfall sein.

Haarreibetest

Der Arzt nimmt einige Haare zwischen seine Finger und zerreibt diese. Damit stellt er fest, ob eine erhöhte Brüchigkeit der Haare vorliegt und somit möglicherweise Haarstrukturschäden vorhanden sind.

Zeigt sich beim Haarreibetest eine erhöhte Brüchigkeit, wird der Arzt weitere Untersuchungsmethoden durchführen, da auch dieser Test die Ursache des Haarausfalls nicht bestimmen kann.

Bild-Quelle: Fachbuch Quelle: Fachbuch „Haare – Praxis der Trichologie“ von Prof. Ralph M. Trüeb, Steinkopff Verlag, Darmstadt

Haarausfall: Blutuntersuchung

Medikamente, bestimmte Krankheiten oder Mangelzustände können Ursachen von diffusem Haarausfall sein. Daher nimmt der Arzt Blut ab, um z. B. Schilddrüsen- oder Eisenwerte sowie weitere relevante Nährstoffe (Zink) und Vitamine (u. a. Biotin, Thiamin und Folsäure) zu überprüfen. Nach Vorliegen des Befunds können solche Krankheiten oder Mängel gezielt behandelt werden.

Haarausfall erkennen und spezifizieren: Mikroskopische Untersuchungsmethoden

Wenn einer oder mehrere obenstehende Tests auffällig sind, kann Ihr Arzt mithilfe verschiedener mikroskopischer Untersuchungen den Haarausfall genauer diagnostizieren bzw. bestimmen, um welche Art Haarausfall es sich handelt.

Haarausfall erkennen mittels Trichometrie/TrichoScan

Das TrichoScan-Verfahren ist ein modernes, computergestütztes Analyseverfahren zur Bestimmung der Haardichte und des Haarwurzelstatus. Für die Analyse wird ein ca. 16–20 mm durchmessendes betroffenes Kopfhautareal an einer Stelle abrasiert, die sich gut verdecken lässt. Das Areal wird mit einem Tusche-Farbstoff eingefärbt und eine Aufnahme in 20-facher Vergrößerung mittels digitaler mikroskopischer Fotografie erstellt. Das Bild wird daraufhin mit der Software im Computer automatisch ausgewertet und die Haardichte bestimmt. Soll auch der Haarwurzelstatus ermittelt werden, werden die Haarstoppeln erst nach drei Tagen eingefärbt und fotografiert. 

Bild-Quelle: Herr Prof. Hoffmann

Auswertung der Haare in der Wachstumsphase

Haare in der Wachstumsphase wachsen in den drei Tagen nach der Rasur und vor der Fotoaufnahme nach, Haare in der Ruhe- oder Ausfallphase verharren in der abrasierten Länge und wachsen nicht nach. Der Anteil an Haaren in der Wachstumsphase wird ausgewertet. Normalerweise befinden sich rund 80 bis 90 % der Haare in der Wachstumsphase. Ein erhöhter Anteil an Haaren in der Ruhe- oder Ausfallphase kann weitere Hinweise auf die Form des Haarausfalls geben.

Vorteile des Trichoscan

Der Vorteil dieses Verfahrens ist die Tatsache, dass keine Haare ausgezupft werden müssen. Auch können die Haare im Gegensatz zu anderen Untersuchungen wie gewohnt vorher gewaschen werden. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Archivierbarkeit der Ergebnisse im Computer. Der Arzt kann den Verlauf des Haarausfalls mit weiteren zukünftigen Untersuchungen begleiten und dadurch evtl. Verbesserungen feststellen.

Haarausfall Diagnose: Kopfhaut-Biopsie

Biopsie ist der Fachbegriff für die Entnahme und Untersuchung von Gewebe aus einem lebenden Organismus. Im Falle von Haarausfall entnimmt der Arzt ein ca. 4 mm großes Stück der Kopfhaut inklusive Haarwurzeln. Die Entnahme wird unter örtlicher Betäubung vorgenommen. Das Stückchen Kopfhaut wird anschließend unter dem Mikroskop untersucht. Dabei wird auch die Anzahl der aktiven Haarfollikel festgestellt. Insbesondere bei Kopfhauterkrankungen ungeklärter Ursache sowie bei vernarbender Alopezie kann die Biopsie sinnvoll sein, um weitere Informationen über die Erkrankung zu erhalten.

Bild-Quelle: Fachbuch „Haare – Praxis der Trichologie“ von Prof. Ralph M. Trüeb, Steinkopff Verlag, Darmstadt

Trichogramm – lichtmikroskopische Haaranalyse

Eine heutzutage nicht mehr ganz übliche Methode zur Diagnose von Haarausfall ist das Trichogramm. Damit bezeichnet man die lichtmikroskopische Untersuchung der Haarwurzeln. Der Arzt entnimmt dazu eine Strähne von ca. 50 Haaren aus der betroffenen Region der Kopfhaut, indem er die Haare mit einer gummiarmierten Klemme ausreißt. Die gleiche Anzahl Haare wird nochmals aus einem nicht von Haarausfall betroffenen Kopfhautareal entnommen. Beide Büschel werden dann unter dem Mikroskop betrachtet und analysiert.

Bild-Quelle: Fachbuch „Haare – Praxis der Trichologie“ von Prof. Ralph M. Trüeb, Steinkopff Verlag, Darmstadt

Beurteilung der Haare

Der Facharzt kann erkennen, in welcher Phase des Wachstumszyklus sich die gezupften Haare befinden. Er untersucht, ob sich die Haare im Gleichgewicht zwischen Wachstums-, Übergangs- und Ruhephase des Haarzyklus befinden. Weiterhin kann der Arzt beurteilen, ob sich die Haarwurzeln krankhaft verändert haben, ob es verstärkt zu Haarbrüchen gekommen ist oder sich die Oberflächenstruktur des Haars verändert hat.

Bild-Quelle: Fachbuch „Haare – Praxis der Trichologie“ von Prof. Ralph M. Trüeb, Steinkopff Verlag, Darmstadt

Schmerzhaftes Verfahren

Für empfindliche Personen ist diese Prozedur sehr schmerzhaft. Zudem dürfen ca. eine Woche vor dem Trichogramm die Haare nicht mehr gewaschen werden, da sonst das Ergebnis verfälscht würde. Auch sollte ein Trichogramm von einem darin erfahrenen Arzt durchgeführt werden. Heute liefern fotografische Verfahren wie das TrichoScan exaktere Ergebnisse.

Haarausfall: Erst die Diagnose, dann die Behandlung

Wenn Sie befürchten, dass Sie an Haarausfall leiden, sollte der Gang zum Arzt und die Diagnose der erste Schritt sein. Denn nur, wenn die Art des Haarausfalls diagnostiziert wurde, kann die richtige Therapie gestartet werden. Schließlich gibt es für die verschiedenen Arten von Haarausfall verschiedene Auslöser – und entsprechend verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Infomieren Sie sich hier zu Optionen bei diffusem Haarausfall und Behandlungsmöglichkeiten bei erblich bedingtem Haarausfall