Haarige Fragen aus der Praxis von Dr. Uwe Schwichtenberg

Dr. Uwe Schwichtenberg, erfahrener Hautarzt und Experte für Haarausfall aus Bremen, teilt interessante Fragen und Antworten rund um das Thema Haarausfall aus seiner langjährigen Praxiserfahrung.

Hier finden Sie die häufigsten und interessantesten Haarfragen des Monats

Vielleicht wollten Sie schon immer eine Antwort auf eine der „haarigen“ Fragen erhalten? Dann stöbern Sie in der umfangreichen Sammlung von Fragen und Antworten zu Haarausfall und anderen Haarproblemen und profitieren Sie vom Expertenwissen.

Nach dem Besuch in der Therme schimmern meine blonden Haare grünlich. Was ist da passiert?

„Dass blondes Haar nach dem Schwimmbadbesuch eine leicht grünliche Verfärbung annehmen kann, wird oft berichtet. Dabei passiert dies bei dunklem Haar genauso, nur fällt die Verfärbung bei braunem Haar einfach nicht so auf.
Oft wird behauptet, dass das zugefügte Chlor im Schwimmbadwasser für den grünen Farbstich verantwortlich sei. Dabei ist Kupfersulfat, welches gegen Algenbildung eingesetzt wird, in diesem Fall der Übeltäter. Man kennt den Effekt von älteren Kupfermünzen, die manchmal mit einer grünen Schicht überzogen sind, der sogenannten Patina. Die im Schwimmbadwasser enthaltenen Kupferverbindungen oxidieren durch das zugesetzte Chlor. Auf diese Weise können sich Kupferionen am Haar anlagern und den unerwünschten Farbstich verursachen.
Und was dagegen hilft? Bei Vielschwimmern natürlich eine wasserdichte Badekappe – doch die ist nicht bei jedem beliebt. Im Grunde lässt sich die Verfärbung nach mehreren „normalen“ Haarwäschen wieder beseitigen. Ganz Ungeduldige können versuchen, mithilfe einer Haarspülung, in der aufgelöste Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin) oder Vitamin C enthalten ist, die Verfärbung zu beseitigen. Diese Prozedur sollte allerdings nicht zu oft wiederholt werden, da sonst die Haarstruktur angegriffen werden könnte.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Nächsten Monat muss ich wegen einer Operation ins Krankenhaus. Ich habe gehört, dass eine Narkose Haarausfall verursachen kann. Stimmt das und warum ist das so?

„Durch einen operativen Eingriff unter Vollnarkose kann der menschliche Körper unter ziemlich starken Stress gesetzt werden. Auch die Psyche kann bei ängstlichen Patienten allein bei dem Gedanken an die OP bereits lange vor dem eigentlichen Eingriff leiden. Doch nicht jeder, der sich einer Operation unter Vollnarkose unterzieht, muss im Anschluss über Haarausfall klagen, denn Menschen reagieren eben unterschiedlich auf körperliche Belastungen.

Stress, sowohl physisch oder psychisch, ist bekanntermaßen ein potenzieller Auslöser von Haarausfall. Darüber hinaus wird diskutiert, ob die empfindlichen Haarwurzeln während einer Anästhesie nur mangelhaft versorgt werden, denn der Stoffwechsel des Körpers wird in dieser Zeit „heruntergefahren“. Umstritten ist auch die These, dass während der Narkose bestimmte Zellen der Haarwurzel ebenso wie die restliche Muskulatur des Körpers erschlaffen könnten und dies einen Haarausfall zur Folge hätte.

Die Wissenschaft ist in diesem Fall noch nicht zu einer eindeutigen Erkenntnis gelangt und die aufgeführten Ursachen sind lediglich Vermutungen.

Falls ein diffuser Haarausfall nach einer Narkose auftreten sollte, könnte dieser vermutlich zwei bis drei Monate nach OP einsetzen. Der zeitversetzte Haarverlust ist dem Haarwachstums-Zyklus geschuldet. Erfolgt nämlich eine Störung in der Versorgung der Haarwurzel, fällt das Haar nicht unmittelbar aus, sondern durchläuft erst einen Prozess, der mehrere Wochen dauern kann.

Wie schon eingangs erwähnt, ist es nicht die Regel, dass nach einer Narkose diffuser Haarausfall einsetzt. Falls es doch so sein sollte, ist dies meist eine vorübergehende Erscheinung, die nur wenige Wochen oder Monate anhält. In dieser Zeit kann die Versorgung der Haarwurzeln mit Nährstoffen unterstützt werden, z. B. mit B-Vitaminen, Aminosäuren und Mineralstoffen."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Meine Kopfhaut juckt seit ein paar Tagen unbeschreiblich. Bei meiner Nichte gab es vor drei Wochen einen Läusebefall im Kindergarten. Kann ich mich jetzt noch angesteckt haben und wie erkenne ich das?

„Bei einem Erstbefall mit Kopfläusen kann sich der Juckreiz erst nach mehreren Wochen bemerkbar machen. Ähnlich wie nach einem Mückenstich verspürt man das Bedürfnis, an der Einstichstelle zu kratzen, um den Juckreiz zu bekämpfen. Doch nicht jeder, der von Kopfläusen befallen ist, leidet unter Juckreiz. Deshalb ist z. B. es bei einer Läuseplage im Kindergarten umso wichtiger, dass der enge Familien- und Freundeskreis einen möglichen eigenen Befall rechtzeitig untersucht.
Läuse besitzen einen Stech- sowie einen Saugrüssel, mit dem sie mehrmals täglich Blut aus der Kopfhaut saugen. Befruchtete Läuseweibchen können in ihrem ca. vierwöchigen Leben ungefähr 300 Läuseeier (Nissen) ablegen. Diese werden meist nah an der Haarwurzel mittels eines eigens produzierten wasserunlöslichen „Klebers“ befestigt, sodass sie sich nicht einfach mit Shampoo auswaschen lassen. Bevorzugte Ablageorte sind die Schläfen, der Bereich hinter den Ohren sowie der Nacken. Nach ca. 1 Woche schlüpfen die Läuse aus den Eiern und beginnen mit dem Blutsaugen, um sich weiterzuentwickeln.
Die Plagegeister verbreiten sich meist nur durch engen Kopf-zu-Kopf-Kontakt und seltener über gemeinsam benutzte Kissen, Mützen oder Bürsten. Häufige Übertragungswege sind Spielen oder Kuscheln. Auch wenn die Köpfe nur kurz zusammengesteckt werden, z. B. für ein Selfie, kann es passieren, dass Läuse von einem Wirt zum anderen wandern.
Mit einem sogenannten Läusekamm (Apotheke) kann man sehr gut feststellen, ob ein Kopflausbefall vorhanden ist. Der Kamm besitzt feine Zinken, an dem einige der Parasiten beim Durchkämmen der Haare haften bleiben. Mithilfe einer Lupe kann man diese gut erkennen, teilweise sind die ca. 3 mm großen, weißlich-grauen Insekten und die ca. 1 mm großen Nissen auch mit bloßem Auge gut zu sehen.
Hat man sich letztendlich Kopfläuse „eingefangen“, kann man sie mithilfe verschiedener Präparate aus der Apotheke relativ gut in den Griff bekommen. Zur Auswahl stehen hier unter anderem Produkte auf Basis von Silikonen oder Ölen, die gut verträglich in der Anwendung für den Menschen sind. Oftmals muss die Behandlung nach einigen Tagen wiederholt werden, um auch den letzten Blutsaugern den Garaus zu machen. Benutzte Bürsten, Bettbezüge und Kleidung sollten möglichst bei 60 Grad Celsius gewaschen werden. Stofftiere, Kissen etc. können nach 24 Stunden im Kühlfach wieder unbedenklich benutzt werden.
Wichtig ist, offen mit einem Läusebefall umzugehen, damit unbeabsichtigte Ansteckungen oder sogar Kopflaus-Epidemien vermieden werden können. Die Parasiten sind kein Anzeichen von Unsauberkeit und stellen keinen Grund dar, sich zu schämen.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Nach der Chemotherapie sind mir alle Haare ausgefallen. Schadet das dauerhafte Tragen einer Perücke dem nachwachsenden Haar?

„Diffuser Haarausfall ist vollständig umkehrbar, d. h. die Haare werden nach einiger Zeit wieder nachwachsen. Allerdings nimmt vorübergehend die Haardichte und durchschnittliche Haarlänge ab. Dies kann eine Änderung der Frisur notwendig machen. Oft kommt es nach Chemotherapie zu einer sehr ausgeprägten Form des diffusen Haarausfalls. Das Tragen einer Perücke beeinträchtigt das Haarwachstum nicht. Die Haare wachsen auch unter einer Perücke nach, und es ist keineswegs erforderlich, zur Nacht die Perücke abzusetzen, um das Haarwachstum zu fördern. Es mag jedoch eine angenehme Entspannung sein, über Nacht etwas Luft an die Kopfhaut zu lassen und es ermöglicht auch das Eincremen der Haut, wie es bei trockener Haut zur Pflege erforderlich ist. Es kann selten durch Druck- und Scheuerstellen der Perücke zum Haarverlust kommen, wie z. B. auch bei dauerndem Tragen einer Kopfbedeckung (Schwesternhaube o. Ä.). Dieser Effekt tritt jedoch erst nach längerer Zeit auf.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Meine Haare sind brüchig und haben keinerlei Glanz, ich bin am Verzweifeln. Laut Blutuntersuchung habe ich eine Schilddrüsenunterfunktion – kann das zusammenhängen und was kann ich tun?

„Stumpfes und brüchiges Haar entsteht meist durch Fehler in der Haarbehandlung. Dies passiert, wenn dem Haar zu wenig Pflegestoffe (z. B. durch hochwertige Haarkuren, Conditioner etc.) zugeführt werden oder es unsachgemäß blondiert, gefärbt oder gestylt wird.
Fallen diese möglichen Auslöser weg, sollte ärztlich und am besten durch eine Blutuntersuchung überprüft werden, ob evtl. eine Mangelsituation des Körpers besteht. Im vorliegenden Fall wurde bereits eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) festgestellt, die für das aktuelle Haarproblem verantwortlich sein könnte. Bei der Hypothyreose werden weniger Schilddrüsenhormone produziert als der Organismus benötigt. Folge dieses Hormonmangels können Symptome wie z. B. verstärkte Müdigkeit und Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme und auch Haarprobleme wie brüchiges, glanzloses Haar oder Haarausfall sein.
Die Schilddrüsenunterfunktion wird in der Regel durch die Gabe des synthetisch hergestellten Schilddrüsenhormons L-Thyroxin (T4) therapiert, die regelmäßig ärztlich kontrolliert wird. Wenn sich die Hormonwerte nach einigen Monaten wieder stabilisiert haben, kann davon ausgegangen werden, dass sich auch die negativen Begleiterscheinungen der Unterversorgung bessern.
Zusätzlich können zugeführte Nährstoffe wie Aminosäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe zur Unterstützung der Funktion der Haarwurzeln hilfreich sein.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Ich leide unter diffusem Haarausfall und habe seit einigen Monaten immer wieder Darmprobleme. Kann das zusammenhängen?

„Der diffuse Haarausfall kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Die häufigste Ursache ist vermutlich ein Eisenmangel, der über einen niedrigen Eisenspeicherwert (Ferritin) im Blut nachgewiesen wird. Aber auch andere Mangelsituationen können diffusen Haarausfall verursachen. Darmerkrankungen, die zu einer beschleunigten Passage mit verminderter Nährstoffaufnahme führen, wie z. B. starke Magen-Darminfekte oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, können auf diesem Wege zu den gleichen Effekten führen wie andere Formen der Mangelernährung (Diäten). Auch nach Operationen am Magen-Darmtrakt, insbesondere wenn Teile des Magens oder des Darms entfernt wurden, kann es zu Haarausfall kommen.
Üblicherweise endet eine Episode diffusen Haarausfalls wenige Monate, nachdem die Ursache abgestellt wurde, also z. B. nach dem Ende des Magen-Darminfekts. Es erscheint logisch, dass die Stärke des Haarausfalles geringer ausfallen müsste, wenn während des Infekts und in der Erholungsphase nach dem Infekt eine Medikation erfolgt, die einer Mangelsituation entgegenwirkt. Nährstoffe wie Aminosäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe können die natürliche Funktion der Haarwurzeln unterstützen."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Meine Haare waren bis vor wenigen Jahren noch sehr lockig und blond. Wie kann es sein, dass sie jetzt fast glatt und viel dunkler sind als früher?

„Die Beschaffenheit und Struktur unserer Haare verändert sich im Laufe des Lebens. Oft sind hormonelle Umstellungen oder auch die Genetik schuld, wenn aus Traumhaar mit der Zeit plattes, dünnes Haar wird oder die Haarfarbe allmählich einen anderen Ton erhält. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass man als Kind hellblonde Haare hat, als Erwachsener dagegen eher dunkelblond oder braunhaarig ist. Andersherum können auch früher Schwarzhaarige später hellbraunes Haar haben. Oftmals dunkeln die Haare allerdings im Laufe des Erwachsenwerdens nach.

Das liegt an den Pigmentstoffen, den Melaninen, die unsere Haarfarbe bestimmen. In der Kindheit wird häufig das hellere Melanin (Phäomelanin) produziert, das für die Farbe von blondem oder rötlichem Haar verantwortlich ist. Durch bestimmte Körpervorgänge wird mit den Jahren aber vermehrt Eumelanin gebildet, welches den braun-schwarzen Haartyp dominiert.

Die Haarfarbe ist in unserer DNA angelegt. Die Genetik entscheidet also darüber, wie wir in der Kindheit und später im Erwachsenenalter aussehen. Hormonelle Schwankungen durch die Pubertät, Schwangerschaft, Eintritt in die Wechseljahre und bestimmte Erkrankungen oder Medikamente können zusätzlich die Haarstruktur beeinflussen. So kann jemand mit glattem Haar allmählich Locken bekommen oder eben auch umgekehrt. Mit zunehmendem Alter kann ebenso eine Miniaturisierung der Haarwurzeln erfolgen, was bewirkt, dass die Haare nur noch dünner und feiner nachwachsen und dadurch die gewohnte Fülle fehlt.

Am besten freundet man sich mit dem Gedanken an, dass sich unsere Haarpracht im Laufe des Lebens genetisch oder hormonell bedingt verändert. Wer dennoch die eigene Haarfarbe oder –struktur ändern oder aufpeppen möchte, kann sich beim Friseur fachkundig beraten lassen. Bei Haarausfall oder Kopfhautproblemen sollte allerdings ein Dermatologe zurate gezogen werden.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Dreadlocks sind ja gerade voll im Trend. Wie entstehen sie eigentlich und kann ich sie auch mit meinen glatten Haaren tragen?

„Dreadlocks entstehen ursprünglich dadurch, dass stark naturkrauses Haar nicht mehr gekämmt und geschnitten wird und dadurch selbstständig schnell verfilzt. Bei glattem Haar wird eine künstliche Verfilzung herbeigeführt. Oft geschieht dies mithilfe des sogenannten „Backcombing“-Verfahrens, bei dem einzelne Strähnen auftoupiert, also gegen die Wuchsrichtung gekämmt werden. Damit die Haare nicht glatt nachwachsen, müssen die Dreadlocks immer wieder nachgefilzt werden.

Auch benötigen Dreadlocks eine spezielle Pflege, welche die Haare nicht zu weich und glatt macht. Shampoos und Kuren mit Silikonen oder stark pflegenden Inhaltsstoffen sind nicht geeignet. Für die Reinigung bietet sich eher eine Wäsche mit einem Meersalzshampoo an, welches die Haare auf Dauer eher aufraut und austrocknet.
Insofern ist es durchaus möglich, sich mit Dreadlocks zu schmücken, obwohl die eigenen Haare eigentlich eine glatte Struktur aufweisen. Wer keine Lust auf langwieriges Verfilzen der eigenen Haare hat, kann sich auch einzelne „Dreads“ aus Kunst- oder Echthaar kaufen und als Haarteil tragen oder als Haarverlängerung einweben lassen. Im Internet gibt es dazu ein vielfältiges Angebot.

Dreadlocks haben übrigens einen weitreichenden geschichtlichen Hintergrund und sind keine Erfindung der Hippies. Frisuren aus verfilzten Haaren gab es schon 1200 vor Christus in verschiedenen Kulturkreisen, unter anderem bei indischen Mönchsgruppen. Auch Priester der aztekischen Kultur trugen lange, verfilzte Haare, die nicht geschnitten und regelmäßig mit Ruß eingerieben wurden, sodass sie sogar Schimmel ansetzten.

Bekannt wurden die Dreadlocks allerdings durch die jamaikanischen Rastafari, die ihre Haare nicht nur aus religiösen Gründen verfilzen ließen, sondern auch, um eine bewusste Abgrenzung zum Schönheitsideal der „weißen Oberschicht“ zu schaffen. Mit dem Einzug der Reggae-Musik wurden Dreadlocks, z. B. auch die von Bob Marley, schließlich weltweit akzeptiert.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Meine Freundin (40) leidet unter starkem Haarwuchs im Gesicht, besonders an Oberlippe und Kinn. Was kann sie dagegen tun?

„In der Regel haben Frauen eine geringer ausgeprägte Körperbehaarung als Männer. In einigen Fällen entsteht die Neigung für die Ausbildung eines männlichen Behaarungsmusters am Körper der Frau, auch Hirsutismus genannt, durch eine Störung des Hormonhaushaltes, nämlich dann, wenn das Geschlechtshormon Testosteron eine höhere Konzentration im Blut erreicht.

Ein erhöhter Testosteronspiegel kann verschiedene Ursachen haben. Oft kommt es durch eine Erkrankung der Eierstöcke (Ovarien) zu einer vermehrten Testosteronproduktion, jedoch können auch die Nebennierenrinden für den männlichen Hormonüberschuss verantwortlich sein. Ihr Dermatologe kann Sie beraten, ob ein weiterer Facharzt (Gynäkologe, Endokrinologe) zurate gezogen werden sollte, um den Ursprung der Hormonveränderung zu lokalisieren.
Zudem gibt es Erkrankungen wie z. B. Diabetes Typ II, die sich ebenfalls auf den Hormonhaushalt der Frau auswirken können oder die Einnahme bestimmter Medikamente oder Hormone, wie z. B. Cortison.

Mit Eintritt in die Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel und dies kann ebenfalls eine verstärkte Körperbehaarung zur Folge haben. Auch Frauen aus dem Mittelmeerraum oder dem Orient haben durch ihre ethnische Herkunft oft eine Veranlagung zu stärkerer Körperbehaarung.

Ob und in welcher Form eine Behandlung des unerwünschten Haarwuchses erfolgen soll, hängt von der Diagnose und dem Leidensdruck der Patientin ab. Manchmal ist es ausreichend, die störenden Haare kosmetisch durch Rasieren, Zupfen, Wachsen, Epilieren oder durch das Anwenden von Enthaarungscremes zu entfernen. Da dieser Vorgang immer wiederholt werden muss, bietet sich die Haarentfernung mittels Laser oder IPL (Intense Pulsed Light) an. Hierbei dauert es deutlich länger, bis einzelne Haare wieder nachwachsen.

In anderen Fällen kann nach entsprechender ärztlicher Untersuchung die Einnahme von Östrogenpräparaten oder Antiandrogenen sinnvoll sein. Außerdem gibt es wirkstoffhaltige Cremes, die übermäßigen Haarwuchs im Gesicht verlangsamen können.

Fazit: Ein männliches Behaarungsmuster kann bei Frauen enormen Leidensdruck auslösen. Es gibt viele kosmetische Methoden, die kurzfristig helfen können, lästige Haare zu entfernen. Ob die Einnahme weiblicher oder antiandrogener Hormone sinnvoll ist, sollte auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Nach Absetzen der Pille und Eintritt in die Wechseljahre leide ich unter starkem diffusen Haarausfall. Kann mir die Mesotherapie helfen?

„Bei der Mesotherapie gegen Haarausfall werden entweder vorgefertigte Mischungen oder speziell auf den Patienten abgestimmte Zusammensetzungen mit feinen Nadeln entweder per Hand, mithilfe einer Spritze oder mittels einer speziellen ‚Pistole‘ in die Kopfhaut direkt an die Haarwurzeln injiziert. Wirk- und Inhaltsstoffe sind meist Vitamine, Mineral- und pflanzliche Stoffe. Einige davon können durchblutungsfördernd auf die Kopfhaut wirken und sollen so die Haarwurzeln mit essenziellen Nährstoffen versorgen.

Der Turnus der Behandlungen hängt vom jeweiligen Beschwerdebild ab und sollte mit dem Hautarzt abgesprochen werden. Meist wird die Behandlung zuerst alle 14 Tage, später nur noch einmal monatlich durchgeführt. Auch die Kosten können je nach Behandlungsumfang variieren.

Da die Mesotherapie nicht standardisiert ist und mit unterschiedlichen Wirkstoffen durchgeführt wird, gibt es keine zufriedenstellende wissenschaftliche Datenlage. Ob es einen therapeutischen Effekt gibt und wann dieser eintritt, ist daher unklar. Beim diffusen Haarausfall aufgrund von Hormonschwankungen durch Absetzen der Pille bzw. Eintritt in die Menopause könnte sie zumindest eine Therapie-Option sein.

Gleichzeitig sollten Sie auf eine ausgewogene vitamin-, protein- und ballaststoffreiche Ernährung achten. Zusätzlich können Nährstoffe wie Aminosäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe die natürliche Funktion der Haarwurzeln unterstützen."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Wie entstehen Schuppen? Und was hilft dagegen?

„Die Hautzellen der obersten Hautschicht (Epidermis) erneuern sich nicht nur am Kopf, sondern in einem bestimmten Rhythmus am ganzen Körper, meist innerhalb von vier Wochen. Die abgestoßenen Hautzellen bemerkt man in kleineren Mengen gar nicht. Lösen sie sich jedoch vermehrt von der Kopfhaut, können sie unangenehm auffallen.

Man unterscheidet zwischen zwei Formen von Schuppen: trockene und fettige Schuppen.

Die trockenen Schuppen können durch zu trockene Kopfhaut entstehen. Diese wird wiederum begünstigt durch zu große Hitzeeinwirkung im Sommer, durch falsche Haarpflege oder trockene Heizungsluft im Winter.

Fettige Schuppen haben oft eine gelbliche Färbung und sind eher von öliger Konsistenz. Sie entstehen durch eine erhöhte Talgproduktion der Kopfhaut, z. B. bei Hormonschwankungen in der Pubertät.

Die Ausbildung von Schuppen kann übrigens auch genetisch bedingt sein. Dieser Verdacht besteht immer dann, wenn mehrere Personen in der Familie betroffen sind.

Daneben gibt es verschiedene Krankheiten, die die Vermehrung von Schuppen begünstigen:

Bei der Schuppenflechte verhornen die Hautzellen der Epidermis besonders schnell und werden dadurch vermehrt abgestoßen. Ähnlich ist der Befund beim seborrhoischen Kopfhautekzem, dem Überfettungsekzem.
Ein Ekzem mit trockener Schuppung liegt bei der Neurodermitis vor.
Ein Hefepilzbefall der Haut kann sich durch zu fettige Kopfhaut entwickeln und zu Entzündungen führen, die mit vermehrter öliger Schuppenbildung einhergehen.
Allergische Reizungen der Kopfhaut durch bestimmte Stoffe können ebenfalls Juckreiz, Schorf und Schuppenbildung auslösen.
Und nicht zuletzt kann übermäßiger Stress zu einer vermehrten Verhornung der Hautzellen führen.

Wenn Sie vermuten, dass die vermehrte Schuppenbildung krankheitsbedingt ist, sollten Sie umgehend einen Hautarzt aufsuchen. Brennen, Rötung, Entzündung oder Verkrustung der Kopfhaut können Anzeichen dafür sein. In den leichteren Fällen hilft dagegen oft schon die regelmäßige Anwendung eines Anti-Schuppen-Shampoos, um die Schuppenanzahl wirksam zu reduzieren."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Durch das ständige Glätten meiner krausen Haare mit dem Glätteisen sind die Haarspitzen stark strapaziert. Ich würde gerne die Haarglättung mit Keratin ausprobieren, die seit einiger Zeit beim Friseur angeboten wird. Lohnt sich das?

„Häufig ist genau das am reizvollsten, was man selbst nicht hat. Wer feine Haare hat, wünscht sich einen dichten, vollen Haarschopf. Wer täglich mit dickem, störrischem Haar kämpft, träumt von feinen, leicht frisierbaren Haaren.

Das Gleiche gilt für viele, die Locken oder eine Naturkrause haben. Am liebsten soll daraus eine seidig glatte Mähne entstehen. Da der Gebrauch von Glätteisen die Haarstruktur auf Dauer schädigen kann, könnte die Behandlung mit Keratin eine echte Alternative darstellen.

Der Trend kommt aus Brasilien und wird beim Profi, also bei einem Friseur durchgeführt, der mit der Behandlungsform vertraut ist. Es funktioniert wie folgt: Keratin ist ein Hauptbestandteil unserer Haare und sorgt für Elastizität und Struktur. Bei der Keratin-Behandlung wird konzentriertes flüssiges Keratin Strähne für Strähne auf das trockene, vorher von allen Rückständen befreite Haar aufgetragen, nach einer gewissen Einwirkzeit trocken geföhnt und mit einem speziellen Glätteisen behandelt. Aufgrund der hohen Temperaturen können sich die Bestandteile des Keratins im Haar neu ausrichten und das Haar sogar neu strukturieren und versiegeln.

Die Prozedur scheint die Haarstruktur nicht sehr zu belasten. Doch Vorsicht ist geboten bei einem Vorläufer der Keratin-Glättung, bei der in der Keratin-Lösung z. B. Formaldehyde enthalten sein können. Beim Erhitzen der Lösung durch das Glätteisen können gefährliche Gase entstehen und zu Atem- oder Hautreizungen führen. Am besten fragen Sie Ihren Friseur, mit welchem Produkt er arbeitet.

Die Glättung soll ca. 3–6 Monate halten und sich nach und nach wieder aus dem Haar waschen. Die Kosten für die Keratin-Behandlung variieren je nach Haarlänge zwischen ca. 150,– und 400,– Euro."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Hat die Wasserhärte einen Einfluss auf die Struktur der Haare? Seit meinem Umzug in eine andere Stadt lassen sich meine Haare nicht mehr wie gewohnt frisieren.

„Unser Trinkwasser ist umso härter, je kalkhaltiger es ist, also eine höhere Konzentration von Calcium- und Magnesium-Ionen enthält. Hartes Wasser ist u. a. verantwortlich für vermehrte Kalkablagerungen, z. B. in der Waschmaschine oder im Wasserkocher. Den Härtegrad Ihres Trinkwassers zu Hause können Sie problemlos der Homepage Ihres neuen Wohnortes entnehmen. Der Härtebereich des Trinkwassers wird in Millimol Calciumcarbonatanteil pro Liter berechnet. Die frühere Maßeinheit, die aber noch häufig verwendet wird, lautet °dH (Grad deutscher Härte). Die Einteilung der Härtegrade lautet wie folgt:

Weich: weniger als 1,5 Millimol Calciumcarbonat/Liter (weniger als 8,4 °dH)
Mittel: 1,5 bis 2,5 Millimol Calciumcarbonat/Liter (8,4-14 °dH)
Hart: mehr als 2,5 Millimol Calciumcarbonat/Liter (mehr als 14 °dH)

Hartes Wasser kann aber nicht nur die Funktion bestimmter Geräte beeinträchtigen, sondern auch dazu führen, dass Haut und Haare empfindlich reagieren. Die Haut kann trockener werden und manchmal auch zur Ekzembildung neigen. Haare können durch stark kalkhaltiges Wasser trocken, spröde und glanzlos und insgesamt schlechter frisierbar werden. Deshalb kann es durchaus sein, dass sich die Wasserhärte Ihres neuen Wohnorts auf die Frisierbarkeit Ihrer Haare auswirkt. Oft bemerkt man, dass sich Haare viel weicher anfühlen oder besser frisieren lassen, wenn man verreist ist bzw. sich im Urlaub befindet, da dort evtl. eine weichere Wasserqualität vorhanden ist. Shampoos werden in ihrer Waschwirkung ebenfalls vom Wasserhärtegrad beeinflusst. Es kann daher sein, dass die erprobte Haarpflege vom Heimatort am neuen Wohnort nicht mehr so gut funktioniert.

Bei hartem Wasser können Sie sich behelfen, indem Sie eine saure Spülung herstellen, die zum Abschluss der Haarwäsche angewendet wird. Die Spülung besteht aus einem Esslöffel Apfelessig oder Zitronensaft und einem Liter Wasser. Sie wird zum Abschluss der Wäsche über das Haar gegeben, ohne es danach erneut auszuspülen. Auf diese Weise werden Rückstände wie Kalk oder Shampoo aus den Haaren entfernt.

Außerdem wird Ihnen Ihr Friseur sicher eine auf die Bedürfnisse Ihres Haares abgestimmte Pflege empfehlen, damit eine gesunde Haarstruktur auch bei hartem Wasser erhalten bleibt."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Bunte Haare sind im Trend. Schädige ich mein brünettes Haar, wenn ich es z. B. türkis färben möchte?

„Bunte Farbpigmente, in z. B. blauer oder grüner Haarcoloration, können nur auf einer leicht geöffneten Schuppenschicht Halt finden. Das heißt, das Haar muss vor der eigentlichen Färbung künstlich aufgehellt bzw. blondiert werden.
Das Haar wird durch diesen Vorgang arg strapaziert. Damit die Haarfaser nicht bricht, sollte im Anschluss an die Coloration grundsätzlich nach jeder Haarwäsche ein Conditioner und einmal in der Woche eine pflegende Haarkur angewendet werden.
Die künstlich bunten Farbpigmente halten im Übrigen nicht so lange wie die üblichen Rot-, Braun- und Blond-Colorationen und müssen öfter nachgefärbt werden, um den gewünschten Farbton zu erhalten. Ist man die künstliche Haarfarbe nach einiger Zeit wieder leid, kann man wenigstens darauf bauen, dass sie sich nach und nach wieder auswäscht.

Die Haarwurzel wird vom Färben nicht beeinträchtigt. Es kommt daher nicht zu vermehrtem Haarausfall, und die Nachproduktion neuer Haare ist ungestört. Diese sind dann auch in ihrer Oberflächenstruktur wieder intakt. Viel Spaß beim Experimentieren mit der Farbe.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Gibt es einen Winterschlaf für menschliches Haar?

„Unsere Haare wachsen im Durchschnitt mit einem Tempo von 1 cm pro Monat, also ca. 12 cm im Jahr. Die Anzahl der Haare beträgt bei Europäern je nach Haarfarbe 90000-150000. Wir produzieren somit ca. einen Kilometer Haar im Monat. Die Geschwindigkeit variiert aber im Laufe des Jahres. Während im Sommer alles sprießt und wächst, laufen im Winter die erforderlichen Stoffwechselvorgänge langsamer ab und deshalb wachsen auch die Haare dann etwas langsamer. Es gibt hierbei von Mensch zu Mensch durchaus Unterschiede. Weder die Geschwindigkeit des Haarwachstums, noch die jahreszeitlichen Einflüsse darauf sind bei allen Menschen gleich."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Löst jede Chemotherapie Haarausfall aus?

„Bei einer Chemotherapie werden im Rahmen einer Tumorbehandlung chemische Substanzen verabreicht, die zumeist zellteilungshemmend wirken, da es sich bei Krebszellen um schnell teilende Zellen handelt. Da auch die Haarwurzelzellen für ihre Arbeit am Haar eine sehr schnelle Zellteilung aufweisen müssen, sind sie oft mitbetroffen. Mittlerweile gibt es jedoch sehr viele unterschiedliche Chemotherapeutika und diese Problematik tritt nicht bei allen Medikamenten gleichermaßen auf. Der behandelnde Onkologe wird der Patientin / dem Patienten bereits vorab mitteilen können, ob die gewählte Therapie oft mit Haarausfall verbunden ist. Wichtig ist der individuelle Umgang mit diesem Phänomen. Manch einer entscheidet sich bewusst, die Haarlosigkeit zu tolerieren, manche Frau nimmt es zum Anlass, mit einer Perücke Abwechslung in ihr „Styling“ zu bringen. Falls ein Haarersatz gewünscht wird, empfiehlt es sich, frühzeitig etwas anfertigen zu lassen, um den Übergang möglichst schleichend zu gestalten. Die Krankenversicherer beteiligen sich in unterschiedlicher Höhe an den Kosten. Versuche, dem Haarverlust durch besondere Pflege oder Nahrungsmittelergänzungsstoffen entgegenzuwirken, sind vermutlich nicht sehr Erfolg versprechend. Am interessantesten ist noch der Ansatz, die Kopfhaut während der Chemotherapie zu kühlen. Die Datenlage zu dieser Therapie ist jedoch noch nicht sehr aussagekräftig und Kosten für die Behandlung sind üblicherweise vom Patienten selbst zu tragen. Die Kältehaube könnte zudem nicht bei den Tumorarten eingesetzt werden, bei denen eine chemotherapeutische Wirkung an der Kopfhaut notwendig wäre, z. B. bei Lymphomen, Melanomen oder bei Leukämie.

Nach dem Ende der Chemotherapie kommt es normalerweise wieder zum Nachwachsen der Haare. Oft wird berichtet, dass die Haare zumindest am Anfang welliger als vorher nachwachsen, sich der Farbton verändert oder sich manchmal sogar die Haardichte verbessert. In der Erholungsphase, die üblicherweise einige Wochen nach dem Enden der Chemotherapie beginnt, können Nährstoffe wie Aminosäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe die natürliche Funktion der Haarwurzeln unterstützen."

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Muss ich bei Haarausfall auf das Haarfärben verzichten?

„Nein! Das Färben der Haare betrifft das Haar und nicht die Haarwurzel. Solange also Haarefärben/-tönen gut vertragen wird und es nicht zu einem Kopfhautekzem kommt, ist dagegen nichts einzuwenden. Dies gilt sowohl für diffusen als auch für anlagebedingten und für kreisrunden Haarausfall.

Ausnahmen sind Patientinnen/Patienten mit einem allergischen Kopfhautekzem auf Farbstoffe, Personen mit Kopfekzemen anderer Grundlage, deren Ekzem vom Färben irritiert werden könnte und Patientinnen/Patienten mit einer Schuppenflechte der Kopfhaut, die ebenfalls durch Irritation verschlechtert werden kann.“

Dr. Uwe Schwichtenberg

Kann man vorhersagen, ob und wie stark man saisonalen Haarausfall bekommen wird?

„Der Verlauf des Haarverlustes lässt sich bei keiner Patientin und keinem Patienten vorhersehen. Jährliche Haarverlust-Schübe treten bei fast allen Menschen auf, meist ohne krankhafte Bedeutung. Das Ausmaß des Haarverlustes ist von Mensch zu Mensch jedoch sehr unterschiedlich. Insbesondere Frauen berichten oft über saisonal verstärkten Haarverlust, insbesondere im Frühjahr und im Spätsommer. Es handelt sich hierbei jedoch lediglich um einen verstärkten Haarwechsel. Die ausgefallenen Haare wachsen wieder nach. Der saisonale Haarausfall kann von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark ausgeprägt sein.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Wie lange muss ich mit Haarausfall leben, wenn ich die Anti-Baby-Pille abgesetzt habe? Und wie viel Zeit muss vergehen, bis ich von einem erblich bedingten Haarausfall ausgehen kann?

„Schwankungen im Hormonhaushalt können diffusen Haarausfall verursachen, d. h. die Haare fallen auf der gesamten Kopfhaut vermehrt aus. Man findet mehr Haare als üblich nach der Haarwäsche im Waschbecken, nach der Dusche im Abfluss oder nach der Haarpflege in Kamm oder Bürste. Solche Effekte finden mit einer monatelangen Verzögerung statt. Also auch ein halbes Jahr nach Änderung der Hormonmedikation kann der Haarverlust dadurch bedingt sein. Das normale Zeitfenster für diffusen Haarausfall nach Stressereignissen, wie z. B. hormonellen Umstellungsreaktionen sind ca. 3–9 Monate.

Erblicher Haarausfall, der auch als anlagebedingter Haarausfall bezeichnet wird, führt zu schleichendem Haarverlust an den geschlechtshormonabhängigen Arealen. Es kommt also nicht – oder kaum – zu vermehrtem Haarausfall, mit den erschreckenden Folgen bei Haarwäsche oder Haarpflege, aber im Laufe der Zeit fällt immer mehr eine Haarlichtung auf dem Kopf auf. Betroffen sind die Geheimratsecken oder die Wirbelregion, wenn es sich um das männliche Ausfallsmuster handelt, oder die Mittelscheitelregion beim weiblichen Ausfallsmuster. Beide Geschlechter können beide Muster ausprägen. Es hat auch nichts mit Verweiblichung zu tun, wenn ein Mann das weibliche Muster des anlagebedingten Haarausfalles aufweist. Verwirrend ist die Tatsache, dass bei einer Person diffuser Haarausfall und anlagebedingter Haarausfall kombiniert auftreten können. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich einen Hautarzt aufzusuchen, um Klarheit über Art und Ursache des Haarausfalles zu bekommen, denn für beide Formen des Haarverlustes gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Kann ich vorhersehen, wie sich anlagebedingter Haarausfall weiterentwickeln wird?

„Da anlagebedingter Haarausfall bei Frauen im Vergleich zu Männern normalerweise später einsetzt und schwächer ausgeprägt ist, stellt sich die Frage meistens für junge Männer.

Der anlagebedingte Haarausfall ist ein vorprogrammiertes Geschehen. Sein Ablauf ist genetisch festgelegt. Die dazugehörigen genetischen Informationen stammen von beiden Elternteilen. Neuere Arbeiten zeigen, dass vermutlich der mütterliche Anteil etwas bedeutsamer ist als der Väterliche. Wenn jungen Männern also empfohlen wird, den weiteren Verlauf anhand des Haarbefundes ihres Vaters abzuschätzen, ist dies noch nicht einmal die halbe Wahrheit. Man muss auch auf den Großvater mütterlicherseits schauen. Doch wirklich sichere Voraussagen sind auch damit nicht möglich. Nicht alle genetischen Informationen werden in jeder Generation ausgeprägt. Der Volksmund spricht davon, dass eine Generation übersprungen werde. Ein Individuum entsteht durch die Vermischung von Erbgut. Hierbei sind auch unerwartete Kombinationen möglich, die einen Haarausfallsbefund erzeugen, der so in der Familie noch nicht aufgetreten ist. Der Blick in die familiäre Vergangenheit kann daher leider nur einen groben Anhalt bieten.

Der Blick in die eigene Vergangenheit kann ein weiteres Mosaiksteinchen an Informationen liefern. Anlagebedingter Haarausfall verläuft in den seltensten Fällen schubweise, meistens schreitet er langsam fort. Man kann daher vorsichtig aus den vergangenen Jahren auf die kommenden Jahre rückschließen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Ausfall oftmals in einem bestimmten Stadium zum Stillstand kommt.

Mit einem Phototrichogramm (Trichoscan®) kann die Haarfollikeldichte pro cm² bestimmt werden. Durch zwei Untersuchungen im Abstand von drei bis sechs Monaten kann der eigene Eindruck über die aktuelle „Haarverlustrate“ objektiviert werden.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Wachsen Haare, die mit der Wurzel ausfallen, nicht mehr nach?

„Viele Patientinnen und Patienten haben den Eindruck, einige oder sogar fast alle Haare, die ausfallen bzw. sich leicht auszupfen lassen, würden zusammen mit der Wurzel ausgehen. In diesem Fall ist die Sorge groß, dass dieses Haar unwiderruflich verloren sei. Im Normalfall ist diese Sorge unbegründet.

In den meisten Fällen handelt es sich nämlich nicht um die Haarwurzel, sondern um die Talgdrüse, die für die Fettung des Haares zuständig ist. Diese sitzt als kleines weißliches „Fettsäckchen“ am untersten Haarabschnitt und fällt manchmal mit aus. Glücklicherweise spielt das überhaupt keine Rolle. Das nächste Haar wächst trotzdem nach und bekommt auch wieder seine eigene Talgdrüse.

Eine Haarausfallform mit dauerhaftem Haarverlust ist der anlagebedingte Haarausfall, bei dem die Haare bei zumeist normaler Haarausfallsrate vermindert nachwachsen. Hierbei wird die Haarwurzel von Haarzyklus zu Haarzyklus immer kleiner, bis das Haar untergegangen ist. Bei vernarbenden Haarausfallsformen wird die Haarwurzel in der Kopfhaut durch entzündliche Prozesse zerstört. In beiden Fällen ist ein "Ausfallen der Wurzel" nicht möglich. Beim kreisrunden Haarausfall wird die Haarwurzel immunologisch gelähmt. Dieser Vorgang ist grundsätzlich jederzeit umkehrbar, auch wenn dies in einigen Fällen leider nicht passiert. Beim diffusen Haarausfall kommt es zu einer erhöhten Haarumsatzrate, wodurch vermehrt Haare ausfallen. Dies ist die Haarausfallsform, bei der auch der oben beschriebene Effekt mit der Talgdrüse auftreten kann. Diffuser Haarausfall kann je nach Ursache unterschiedlich lang anhalten.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Schadet Chlorwasser im Hallenbad den Haaren?

„Wasser entfettet sowohl unsere Haut als auch unsere Haare. Wer zu trockener Haut oder Kopfhaut neigt, kann durch viel und intensiven Wasserkontakt seine Haut so stark entfetten, dass es zum Ekzem kommt. Der entfettende Effekt des Wassers lässt sich durch Wärme (heißes Duschen), Seifen (Duschgele ohne rückfettende Zusätze) und auch durch Chlor im Wasser steigern.

Unter einem Ekzem versteht man Hautareale mit roter, trockener, juckender und schuppender Haut. Aber Vorsicht, es gibt auch ein Überfettungsekzem, das sehr ähnlich aussieht. Wer zu Rötung und Schuppung in der sogenannten T-Zone (Stirnmitte und Nasen-/Wangenregion) neigt, hat evtl. keine trockene, sondern überfettete Haut, auch wenn es sich trocken anfühlt. Hier kann eine Untersuchung beim Hautarzt Klarheit bringen und helfen, Pflegefehler zu vermeiden.

Wenn man tatsächlich trockene Haut und Haare hat und eine Austrocknung durch gechlortes Wasser nicht vermeiden kann (z.­ B. Leistungsschwimmer), dann empfehlen sich für die Haut harnstoffhaltige Pflegelotionen und für die Haare spezielle Shampoos und Pflegespülungen für strapaziertes, trockenes Haar.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Ich habe sehr kaputte und dünner gewordene Haare durch extrem starke Färbungen und zudem auch androgenetischen Haarausfall. Der Hautarzt sagte mir jedoch, dass das Färben keine Auswirkungen auf die Haarwurzeln hätte. Stimmt das?

„Die Unterscheidung zwischen einem anlagebedingten Haarausfall (AGA, androgenetische Alopezie) und einer Schädigung der Haare durch Haarfärbungen lässt sich im Allgemeinen anhand des Haarlichtungsmusters und der Haarstruktur bewerkstelligen. Zusätzlich kann ein Trichogramm oder die lichtmikroskopische Betrachtung der Haarschäfte hilfreich sein. Der anlagebedingte Haarausfall und Haarstrukturschäden durch Färbung sind zwei verschiedene Probleme, die ursächlich nicht miteinander zusammenhängen, aber natürlich gleichzeitig vorliegen können.

Durch die Färbung selbst kann auch ein Haarverlust entstehen, der sich dann jedoch am ganzen Kopf diffus ausbildet. Dies ist häufig zu sehen, wenn an der Kopfhaut eine allergische Reaktion auf das Färbemittel auftritt (Kontaktallergie).“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Nach der Entbindung hatte ich starken Haarausfall. Zunächst dachte ich, dass das der bekannte Haarausfall nach einer Schwangerschaft ist. Doch er hört einfach nicht auf und dauert auch eineinhalb Jahre später noch an. Außerdem bin ich oft müde. Woran kann das liegen?

„Wenn auch 18 Monate nach Beendigung der Schwangerschaft verstärkter Haarausfall auftritt, ist das nicht mehr auf die schwangerschaftsbedingte Hormonumstellung zurückzuführen. In diesem Fall ist eine Vorstellung bei der Hautärztin oder beim Hautarzt erforderlich, um nach der zugrundeliegenden Ursache zu suchen und effektiv therapieren zu können.

Infrage käme zum Beispiel ein Eisenmangel, der wiederum durch den Blutverlust im Rahmen der Schwangerschaft und der Geburt entstanden sein könnte. Auch muss eine Schilddrüsenunterfunktion ausgeschlossen werden.

Außerdem sollte untersucht werden, ob die Haare diffus ausfallen, wie dies bei Eisenmangel oder Schilddrüsenfunktionsstörungen zu erwarten wäre, oder ob sich die Haare besonders im Scheitelbereich lichten. Letzteres wäre beim anlagebedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie) der Fall.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Ich leide seit einigen Wochen unter vermehrtem Haarausfall. Neulich habe ich etwas über saisonalen Haarausfall gelesen. Bin ich vielleicht davon betroffen? Und warum?

„Unsere Haare wachsen zumeist mehrere Jahre, fallen dann nach einer kürzeren Ruhephase aus und machen Platz für neugebildetes Haar, das folgt. Dieser Vorgang läuft aber im Jahr nicht gleichmäßig ab.

Die höchste Haarausfallsrate liegt im Spätsommer. Zusätzlich gibt es einen zweiten Gipfel im Frühjahr. Vermehrter Haarausfall in den sogenannten Übergangsjahreszeiten ist daher ein häufiges Phänomen.

Im Sommer schützen uns die Haare vor der UV-Strahlung, im Winter vor der Kälte. Einen Wechsel können wir uns daher am besten in der Zeit dazwischen erlauben. Das Phänomen des saisonalen Haarausfalls wäre somit ein Überbleibsel aus der Zeit vor der Entwicklung von Sonnenhüten und Pelzmützen. In dieser Phase erhöhter Haarproduktion ist die Versorgung der Haarwurzeln besonders wichtig. Man sollte daher auf ausgewogene und vollständige Ernährung achten. Zusätzlich können Nährstoffe wie Aminosäuren, B-Vitamine
und Mineralstoffe für eine normale Funktion der Haarwurzeln hilfreich sein.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Ich leide unter Haarausfall, der über den ganzen Kopf verteilt ist. Kann Zinkmangel dafür verantwortlich sein?

„Der von Ihnen beschriebene Haarverlust könnte sogenannter diffuser Haarausfall sein. Dieser Haarverlust kann vielfältige Ursachen haben wie Schilddrüsenerkrankungen, Eisenmangel, Hormonumstellungen, Infektionen usw.

Bei den aufgelisteten Ursachen handelt es sich um häufige Ursachen für diffusen Haarverlust. Zinkmangel als Ursache für diffusen Haarausfall ist eine Seltenheit, da Störungen im Zinkstoffwechsel oder bei der Zinkaufnahme auch sehr selten vorkommen. Deshalb gehört die Bestimmung der Zinkspiegel nicht zur Erstdiagnostik. Einen Bericht hierzu finden Sie auch auf der Website haarerkrankungen.de.

Typisch bei Zinkmangelzuständen sind auch andere Hauterscheinungen, wie trockene, schuppende Haut, Wundheilungsstörungen oder entzündliche Hauterkrankungen. Typischerweise bessern sich Haut-, Haar- und Nagelveränderungen bei Zinksubstitution. Wenn Ihr Körper nicht in der Lage ist Zink aufzunehmen, so muss dies durch einen Stoffwechselspezialisten geklärt werden.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Wo kann ich meine Haare mikroskopisch untersuchen lassen? Ist das nur beim Haarspezialisten möglich?

„Eine Untersuchung der Haare im Rahmen der Diagnostik von Haarausfallsformen oder Haarwachstumsstörungen wird zumeist beim Hautarzt (Dermatologen) erfolgen. Die Untersuchung beginnt mit einem einfachen Blick auf die Kopfhaut, um das typische Verteilungsmuster des anlagebedingten Haarausfalles, z. B. Geheimratsecken zu entdecken.

Mit einem "pull-test", d. h. dem Ziehen an den Haaren, kann die Festigkeit der Haarwurzeln überprüft werden. Bei diffusem Haarausfall oder im Randbereich eines kreisrunden Haarausfalls lassen sich auf diese Art überdurchschnittliche viele Haare herausziehen.

Wenn der Verdacht auf eine Erkrankung der Kopfhaut besteht, kann eine Kopfhautbiopsie sinnvoll sein. Dies bezeichnet die Entnahme von einem meist nur 4 Millimeter durchmessenden Stückchen der Kopfhaut in örtlicher Betäubung zur anschließenden feingeweblichen Untersuchung unter dem Mikroskop.

Das Trichogramm ist eine häufig angewandte Methode, um das Ausmaß des Haarverlustes oder den Effekt von Haartherapeutika zu erfassen. Dazu wird ein Büschel Haare aus zwei Kopfhautarealen ausgezupft. Die mikroskopische Auszählung der Haarwurzeln erlaubt einen Rückschluss auf die Intensität und Art des Haarverlustes. Für ein auswertbares Trichogramm sollten mehr als 50 Haare ausgezupft werden. Für den genauen Ablauf eines Trichogramms siehe https://www.haar-ausfall.com/service/haarlexikon/trichogramm/.

Beim Phototrichogramm (z.­ B. TrichoScan®) werden die Haare nicht ausgezupft, sondern nur auf einem kleinen Bezirk rasiert. Über eine Computerauswertung sind zuverlässige Verlaufskontrollen und – mit Einschränkungen – Angaben zu Stärke und Art des Haarverlustes möglich. Ärzte, die sich in besonderem Maße mit dem Thema Haare auseinandersetzten, findet man im Internet unter http://www.trichocare.de/.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Haarausfall nach der Schwangerschaft – ist das wirklich normal?

„Haarausfall kommt sowohl nach einer Schwangerschaft, als auch nach dem Absetzen der "Anti-Baby-Pille" vor. Vermutlich verursacht der hierbei erhöhte Östrogenspiegel eine Verlängerung der Haarwachstumsphase (Anagenphase). Dadurch kommt es zu einer Teilsynchronisation der Haare, die später nach der Entbindung (bzw. dem Absetzen der Medikation) mit einer Verzögerung von 1–4 Monaten gemeinsam das Ende ihrer normalen Lebenserwartung erreichen und ausfallen. Dieser Effekt hält dann mehrere Monate (6–12) an, bis die Haare wieder ihren eigenen Rhythmus gefunden haben.

Die Ausprägung des Ausfalls ist zusätzlich von weiteren Faktoren abhängig, wie z. B. Fehlernährung, Blutverlust und Stress. Wenn Haarausfall nach der Schwangerschaft ungewöhnlich heftig ist oder besonders lange andauert, sollten weitere Ursachen für diffusen Haarausfall ausgeschlossen werden, wie z. B. Eisenmangel. Zusätzlich können Nährstoffe wie Aminosäuren, B-Vitamine und Mineralstoffe für eine normale Funktion der Haarwurzeln hilfreich sein.

Ein positiver Nebeneffekt: In der Spätschwangerschaft werden die Haare durch die verlängerte Anagenphase dicker, weshalb viele Frauen über eine Zunahme der Haarqualität am Ende der Schwangerschaft berichten.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Was genau ist "Haarspliss" und worin liegen die Ursachen für geschädigtes Haar?

„Unter "Spliss" versteht man das Spalten der Haarspitzen in zwei oder mehrere Teile. Es handelt sich um ein Problem langer Haare, da kurze Haare oft nachgeschnitten werden, um die Frisur zu erhalten und dadurch weniger Gelegenheit bekommen, Haarspliss zu entwickeln. Außerdem sind lange Haare zumeist mechanisch stärker beansprucht, da sie auf dem Kragen oder der Kleidung aufstoßen oder aufliegen. Haarspliss wird durch physikalische oder chemische Belastung des Haares gefördert. Die Ursachen sind somit vielfältig, wie z. B. thermische Haarglättung, Haarfärbung, Tönung, Lockenwellen etc. Da Haarspliss nur die Haarspitzen und nicht die Haarwurzeln betrifft, ist kein Einfluss auf Haarwachstum und Haarausfall zu erwarten. In seltenen Fällen sind jedoch Haarspliss oder haarsplissähnliche Phänomene ein Anzeichen von Haarstrukturschäden, die im Aufbau des Haares begründet sind. Neben angeborenen Erkrankungen kommen auch internistische Erkrankungen und Mangelphänomene (Eisen, Zink ...) in Betracht. Bei Haarstrukturschäden kann es auch zu vermehrtem Haarbruch und Haarausfall kommen. In diesem Fall ist eine medizinische Untersuchung beim Dermatologen anzuraten, um nach der Ursache zu suchen.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Muss kreisrunder Haarausfall immer eine runde Form aufweisen?

„Der typische kreisrunde Haarausfall verursacht kreisrunde haarlose Stellen an Kopf- oder Körperbehaarung. Es gibt jedoch auch eine diffuse Variante, bei der z. B. auf der gesamten Kopfhaut die Haare büschelweise ausfallen. Die Unterscheidung zum diffusen Haarausfall kann schwierig sein. Häufig findet sich am Wimpernkranz, an den Augenbrauen, bei Männern im Bartbereich oder an anderen behaarten Körperstellen noch ein Einzelnes scharf begrenztes Haarausfallsareal, das die Zuordnung möglich macht. Eine ärztliche Untersuchung durch den Dermatologen ist dringend anzuraten, denn die möglichen Therapien unterscheiden sich ganz wesentlich. Die Einnahme von B-Vitaminen, Aminosäuren und Spurenelementen kann bei diffusem Haarausfall sinnvoll sein, bei der kreisrunden Variante reicht das nicht aus. Beide Haarausfallsformen treten gelegentlich in der Gesellschaft anderer Erkrankungen auf, dies sollte durch eine ärztliche Untersuchung ausgeschlossen werden.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Ich habe gehört, dass blutdrucksenkende Medikamente häufig zu Haarausfall führen. Stimmt das? Ich werde gegen Bluthochdruck mit einem ACE Hemmer und Betablocker behandelt. Seit etwa gleicher Zeit leide ich an diffusem Haarausfall, mein feines Haar wird immer lichter.

„Für beide Arzneimittelgruppen sind in Einzelfällen Haarverlust in der Literatur beschrieben. Die Therapie des diffusen Haarverlustes besteht in erster Linie in der Ausschaltung der möglichen auslösenden Ursache. Zunächst sollten zusammen mit der behandelnden Ärztin bzw. mit dem behandelnden Arzt alle anderen Ursachen von diffusem Haarausfall ausgeschlossen werden. Selbst wenn die Präparate für den Haarwechsel verantwortlich sind, kann sich dieser auch trotz Fortsetzen der Behandlung wieder normalisieren. Tritt auch nach längerer Zeit keine Besserung des Haarwechsels ein, sollten Sie mit Ihrer Hausärztin oder mit Ihrem Hausarzt die Möglichkeit der Umstellung der Blutdruck-Tabletten erörtern.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Was ist der Unterschied zwischen narbigem und diffusem Haarausfall?

„Diffuser Haarausfall bezeichnet einen Haarwechsel aufgrund verschiedenster Ursachen wie z. B. dem Absetzen der Antibabypille, Hormonumstellung nach der Geburt, fieberhafter Erkrankung oder der Einnahme bestimmter Medikamente. Wird die auslösende Ursache beseitigt, normalisiert sich der erhöhte Haarwechsel nach einiger Zeit wieder, und die ausgefallenen Haare wachsen wieder nach. Damit sich der Haarausfall wieder normalisiert, oder wenn die Ursache nicht gefunden werden kann, empfehlen wir die Einnahme von wichtigen Aufbaustoffen wie B-Vitaminen, Aminosäuren und Spurenelementen.

Narbiger Haarausfall entsteht zumeist aufgrund einer Hauterkrankung an der Kopfhaut (z. B. Lichen ruber follicularis, eine Sonderform der Knötchenflechte). Bei dieser Erkrankung befinden sich meist auf einem begrenzten Areal der Kopfhaut narbige Areale. Auf diesen vernarbten Bereichen fallen die Haare aus und wachsen dort auch nicht wieder nach. Bei dem Verdacht auf einen vernarbenden Haarausfall ist eine Probe-Biopsie aus der Kopfhaut erforderlich. Hierbei wird ein kleines Hautstück unter dem Mikroskop feingeweblich untersucht. Daraufhin kann eine Diagnose gestellt und eine Behandlung, z. B. mit Kortisonpräparaten, eingeleitet werden.

Für beide Arten des Haarausfalls ist eine Vorstellung bei der Hautärztin oder beim Hautarzt erforderlich.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Die Kopfhaut ist gerötet und juckt und nun fallen auch noch die Haare aus! Was steckt dahinter?

„Hinter dem Symptom juckender, geröteter Kopfhaut können sich viele Diagnosen verstecken. Eine häufige Erklärung ist ein Kopfhautekzem.

Auch dies ist erstmal nur eine Sammelbezeichnung für mehrere Erkrankungen mit einem ähnlichen klinischen Bild, aber unterschiedlichen Ursachen.

Für ein Kontaktekzem gibt es einen konkreten äußerlichen Auslöser, wie z. B. das Färben der Haare. Hier gilt es die Ursache zu identifizieren und gegebenenfalls einen Verdacht mittels eines sogenannten Epicutantestes (Allergietest mit Pflastern auf der Haut) zu erhärten und dann das Allergen zu meiden. Es gibt jedoch auch Ekzeme, wie z. B. das seborrhoische Ekzem, die angeboren sind und im Laufe des Lebens in unterschiedlicher Stärke zur Ausprägung kommen. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, viele Jahre oder Jahrzehnte beschwerdefrei zu sein. Ekzeme verlaufen oft schubweise und in einem solchen Schub können durch den Entzündungsprozess der Haarwurzel auch vermehrt Haare ausfallen.

Patienten klagen dementsprechend über viele lose Haare in der Bürste, im Waschbecken oder Haarsieb in der Dusche. Manchmal lösen sich auch übermäßig viele Haare, wenn man sich mit den Fingern durch das Haar fährt. Meistens ist der gesamte Kopf vom Haarausfall betroffen. Der Ausfall ist also diffus und es liegt kein Haarausfallsmuster, z.B. in Form eines gelichteten Scheitels wie beim anlagebedingten Haarausfall, vor.

Die gute Nachricht ist, dass es nach erfolgreicher Behandlung zum Nachwachsen der Haare kommt. Während das seborrhoische Ekzem mit einer Überaktivität der Talgdrüsen einhergeht, ist ein anderes Ekzem, die atopische Dermatitis oder Neurodermitis, mit trockener Haut vergesellschaftet. Auf der Kopfhaut können beide Erkrankungen oftmals ein ähnliches Bild verursachen. Die Therapie und insbesondere die Haarpflege unterscheiden sich jedoch wesentlich. Da es weitere juckende Kopfhauterkrankungen gibt, die u.a. auch mit Vernarbung der Kopfhaut einhergehen, wie z.B. der Lichen ruber, ist es sehr wichtig, frühzeitig eine hautärztliche Diagnose herbeizuführen, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Kann Sport anlagebedingten Haarausfall verursachen?

„Anlagebedingter Haarausfall wird durch eine Veränderung der Empfindlichkeit der Haarwurzel gegenüber männlichen Geschlechtshormonen verursacht. Der Blutspiegel männlicher Hormone ist dabei unverändert.

Die Veränderung der Hormonempfindlichkeit ist ein programmierter Vorgang, d.h. Zeitpunkt und Ausmaß sind genetisch festgelegt und leider weder durch Willenskraft noch Wohlverhalten zu beeinflussen. Das bedeutet auch, dass sportliche Betätigung daran weder zum Guten noch zum Schlechten etwas ändert.

Wer jedoch durch die Einnahme hormoneller Substanzen seine körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern versucht, muss neben vielen anderen unerwünschten Effekten auch mit vermehrtem Haarausfall rechnen. Ein Grund mehr, von solch gesundheitsschädlichem Verhalten Abstand zu nehmen. Vernünftige Sportler haben hier nichts zu befürchten, müssen sich aber eventuell – wie alle anderen auch – mit ihrem schicksalhaften, genetisch festgelegten Haarausfall plagen. Das Voranschreiten eines solchen anlagebedingten Haarausfalls kann durch Einnahme von Tabletten oder Auftragen von Tinkturen verlangsamt oder gestoppt werden.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg